THEOLOGIE DES LEBENS

Eine neue Erzählung über das Leben, wie wir es erfahren

Warum neigen wir dazu, die Welt in Gut und Böse einzuteilen?

3 Kommentare

Der Ursprung unseres dualistischen Weltbildes, das geprägt ist vom Denken und Urteilen in Gut und Böse- Schemata, liegt vielleicht schon in frühester Zeit der Menschheitsgeschichte. Der Homo Sapiens ist bereits in Jäger- und Sammler- Zeiten, die den allergrößten Teil der menschlichen Evolutionsgeschichte ausmachen, erfolgreich darin gewesen, dass sich einzelne Gruppen, die umherzogen, von anderen in benachbarten Revieren abgrenzten oder diese bekämpften oder verdrängten, um selbst Vorteile des Überlebens daraus zu ziehen. Die eigene, überschaubare und sehr vertraute Gruppe (gut) musste eng zusammen halten (Freunde), die andere, fremde Gruppe, vielleicht auch mit anderer Sprache und Sitten, wurde als bedrohlich (böse) erlebt (Feinde). Wenn die Anderen böse sind, senkt dies das angeborene Mitleidsempfinden, das Bewusstsein darüber, dass alle mehr oder minder gleich oder zumindest sehr ähnlich sind. Die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, ist gegenüber den „Bösen“ weitaus geringer als gegenüber den „Guten“. Fatalerweise zeigte sich diese Strategie der Bekämpfung fremder Gruppen oft genug als erfolgreich, dass sie sich durchsetzen konnte. Diese Prägung steckt tief in uns. Sie hat eine Millionenjahre dauernde Entwicklung hinter sich. Es gehört zu eine der großen Herausforderungen des modernen Menschen, diese Prägung zu überwinden. Die Probleme für sein Leben und das aller anderen Lebensarten auf der Erde sind so groß, dass nur durch eine konzertierte globale Zusammenarbeit aller Gemeinschaften und Kulturen Lösungen zur Rettung des Lebensnetzwerkes geschaffen werden können. Die dualistische Trennung des Lebens und seiner Arten und Gemeinschaften muss grundsätzlich überwunden werden. Gut und Böse sind subjektive Bewertungen. Der Mensch kann offensichtlich darauf nicht ganz verzichten. Sie sind für ihn auch Strategien des Schutzes vor Gefahren. Ihm muss allerdings bewusst sein, dass sie ihre Rechtfertigung allenfalls als vorläufige kurzfristige Bewertungen haben, die grundsätzlich kritisch zu hinterfragen sind. Für ein Individuum oder eine Gemeinschaft kann etwas oder jemand in einem bestimmten Augenblick gut oder böse sein oder wirken. Für andere Individuen oder Gemeinschaften kann die gleiche Situation genau anders aussehen bzw. bewertet werden. Das (primitive) Bewertungssystem von Gut und Böse trägt selbst heute noch zu Gewalt und Kriegen bei. Die abrahamitischen Religionen haben schon früh den Dualismus religiös überhöht. Sie sprechen von Gott und Satan (Teufel), von Himmel und Hölle. Die Religionen können heute nur dann zum sozialen Frieden und zu einer ganzheitlichen Sicht des Lebens beitragen, wenn sie sich von diesen Bildern endgültig verabschieden.

Autor: theologiedeslebens

Ev. Pfarrer in Dortmund

3 Kommentare zu “Warum neigen wir dazu, die Welt in Gut und Böse einzuteilen?

  1. Interessant ist auch, dass in der dualistischen Sicht des Christentums aus dn Polen Himmel und Erde die Gegensätze Himmel und Hölle gemacht werden. Die ursprünglich als weibliche Gottheit in Naturreligionen verehrte fruchtbare Erde wird zur Angst machenden Hölle. So etwas können sich vermutlich nur Männer ausdenken!

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    • Steckt in der Aussage nicht das Postulat, dass Männer und Frauen komplett anders sein und damit dann die gleicht Logik, die zwei gegensätzliche Pole Gut-Böse/Himmel-Hölle annimmt?

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  2. Cool… ich hab kürzlich erst überlegt, wie ich dieses Thema mal für mich reflektieren könnte und bin nicht weit gekommen. Du triffst es hier sehr schön auf den Punkt. Danke 🙂

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